DER BDAS STELLT SICH VOR – HUch #99

| Bund der Alevitischen Studierenden |

Gerade durch die zentrale Rolle von Bildung im Alevitentum wird die Universität zum unabdingbaren Ort, den alevitischen Weg und sein kritisches Denken zu repräsentieren. Der BDAS betont, wie entscheidend die Sichtbarkeit von Traditionen und Prinzipien im akademischen Rahmen sein kann, nicht zuletzt für alevitische Studierende selbst.

„İlimden gidilmeyen yol karanlıktır.“ Die Bedeutung dieses alevitischen Sprichwortes lässt sich folgendermaßen ins Deutsche übersetzen: „Ein Weg ohne Wissen führt in die Finsternis.“ Das Zitat stammt von einem alevitischen Heiligen, Hünkar Bektaş _ Veli, der etwa im 13. Jahrhundert lebte, und gilt als ein zentraler Appell an die Gesellschaft, der die Wichtigkeit von Wissen und Bildung unterstreicht.

Als Bund der Alevitischen Studierenden (BDAS) ist kritische Bildung und die ständige Reflexion über die eigene Position in der Welt ein zentraler Bestandteil des alevitischen Weges („Yol“). Eine kohärente Geschichte des Alevitentums existiert im Vergleich zu anderen Religionen nicht. Wissenschaftler_innen und alevitische Geistliche sind sich nicht einig, wie alt das Alevitentum genau ist – die gängige Meinung besteht darin, das Hünkar
Bektas Veli alevitische Gläubige im 13 Jh. organisiert hat, obwohl alevitische Praktiken wie der Semah (alevitische Gebetsform in der Cem Zeremonie) mehrere tausend Jahre alt sind. Ein zentrales Ziel im Leben einer Alevitin/eines Aleviten ist das Streben danach, ein vollkommener Mensch zu werden („Insan-ı Kamil“). Um dieses Ziel zu erreichen, streben Aleviten_innen nach Erleuchtung durch Liebe — Liebe zum Menschen, zu Gott, zu Tieren, zur Natur und zum Kosmos. Bildung ist dabei ein unverzichtbares Werkzeug auf diesem Weg zur Erleuchtung. Um schlussendlich ein „Insan-ı Kamil“ zu werden, gibt es im Alevitentum die Lehre der 40 Stufen und 4 Tore. Jede einzelne Stufe des Weges, markiert durch symbolische Tore, spiegelt eine Tugend wider, welche man sich auf dem Weg angeeignet hat. Als BDAS setzen wir uns dafür ein, auch in akademischen Räumen sichtbar und vertreten zu sein. Universitäten sind als Orte der Wissenschaft und Bildung von großer Bedeutung für die alevitische Gemeinschaft. Wir streben danach, die Prinzipien des Alevitentums — kritisches Denken, Toleranz und die Suche nach Wissen — in den akademischen Diskurs einzubringen und an unsere Gemeinde zu tragen. Auf diese Weise möchten wir nicht nur zur intellektuellen Entwicklung unserer Mitglieder beitragen, sondern auch zur Aufklärung und zum Abbau von Vorurteilen gegenüber dem Alevitentum in der Gesellschaft. Aufgrund von Verfolgungen und Diskriminierungen in der Türkei und Deutschland ist es uns deshalb wichtig, unsere Identität und Traditionen bis heute und für die Zukunft zu bewahren. Dafür haben sich unsere Eltern und Großeltern eingesetzt und das Cemevi in Berlin gegründet, wo sich seit mehreren Jahren alevitische Menschen
versammeln und ihre Kultur und Religion an einem geschützten Ort praktizieren