2009

Die HU beugt sich dem Druck der Studierenden – Streik zeigt erste Wirkung

Pressemitteilung vom 24.Juni 2009

Im heutigen Akademischen Senat lagen mehrere Anträge der Studierenden vor,
die kurz zuvor von der Vollversammlung (VV) im Rahmen des Bildungsstreiks
beschlossen wurden. Der Einladung der studentischen Vertreter_innen
folgten heute mehr als einhundert Studierende. Nicht ganz unbeeindruckt
vom zahlreichen Erscheinen der Studierenden beschloss der AS einige
weitreichende Änderungen.

Pressemitteilung vom 24.Juni 2009

Im heutigen Akademischen Senat lagen mehrere Anträge der Studierenden vor,
die kurz zuvor von der Vollversammlung (VV) im Rahmen des Bildungsstreiks
beschlossen wurden. Der Einladung der studentischen Vertreter_innen
folgten heute mehr als einhundert Studierende. Nicht ganz unbeeindruckt
vom zahlreichen Erscheinen der Studierenden beschloss der AS einige
weitreichende Änderungen.

HU-weite Abschaffung der Funktionstörungsatteste
Ein einstimmiges Votum gab es bei der Abschaffung der
Funktionsstörungsatteste. In diesen mussten Studierende in der
Vergangenheit den Arzt von der Schweigepflicht entbinden, sobald sie sich
zu einer Prüfung krank meldeten. Viele Studierende hatten sich in den
vergangenen Monaten mit Diskussionen, Unterschriftenlisten und zuletzt in
der Vollversammlung vehement gegen eine derartige Praxis ausgesprochen.
Tobias Roßmann, Referent für Lehre und Studium des ReferentInnenrates:
„Zum Glück ist diesem datenschutzrechtlich bedenklichen Vorgang nun ein
Riegel vorgeschoben. Die HU scheint damit die erste Universität zu sein,
die diesen Humbug wieder abschafft. Dies ist ein großer Erfolg für die
Studierenden und hat hoffentlich bundesweite Signalwirkung!“

Überarbeitung der Studienordnungen
Weiterhin hat der akademische Senat in der heutigen Sitzung positiv
darüber entschieden, alle Bachelor- und Masterstudiengänge zu
überarbeiten. Ziele sind die Reduktion des Workloads, die Verbesserung der
Studierbarkeit sowie die Anpassung der Prüfungsmodalitäten an die realen
Lebensumstände der Studierenden. Dies soll bis zum Wintersemester
2010/2011 beendet sein.

Darüber hinaus ist es den Studierenden gelungen die Einführung eines
Wahlfreimoduls im Umfang von mindestens 10 Studienpunkten durchzusetzen.
Dieses Modul wird aus dem kompletten Angebot der HU frei wählbar sein.
Auch selbstorganisierte Seminare und Projekttutorien fallen darunter, ohne
dass eine Modulabschlussprüfung erforderlich ist. "Mit der Überarbeitung
der Studiengänge und der Einführung des „Wahlfrei-Moduls“ können wir die
Studiensituation kostenneutral erheblich verbessern", sagt Lena  Müller.
"Endlich wurde das Recht der Studierenden wieder anerkannt, ihr Studium
zumindest in einem kleinen Teil selbst zu gestalten. Es gibt jetzt endlich
wieder Zeit für eigene Schwerpunktsetzung. Die Studienbedingungen in den
neuen Studiengängen sind bisher oft entmündigend und gehen an der
Lebensrealität der Studierenden vorbei. Wir erwarten gespannt die
Ergebnisse."

Abschaffung der Anwesenheitskontrolle eingeleitet
Weiterhin leitete der AS ein Verfahren zur Abschaffung der
Anwesenheitskontrollen an der HU ein. In der nächsten Sitzung steht damit
die Änderung der Allgemeinen Satzung für Studien- und
Prüfungsangelegenheiten auf dem Plan. Ziel ist es, die sozial selektiv
wirkenden Anwesenheitskontrollen (z. B. Anwesenheitslisten usw.)
abzuschaffen.
Tobias Roßmann dazu: „Es ist eines der großen Mißverständnisse des
Bologna-Prozesses, dass die Anwesenheit per Liste nachgewiesen werden
muss. Die Modulabschlussprüfung ist das einzige Kriterium für den
erfolgreichen Abschluss. Das gilt es in der nächsten Sitzung
durchzusetzen.“

Unterstützung der allgemeinen Streikforderungen
Keine Unterstützung fanden hingegen die allgemeinen Forderungen aus dem
bundesweiten Bildungsstreik 2009 (www.bildungsstreik2009.de) sowie der
Forderungskatalog der HU Studierenden (www.refrat.de), welcher in der
Vollversammlung vom 10. Juni 2009 verabschiedet wurde. Vieles davon könne
man unterstützen, so eine Mehrheit im AS. Unter anderem fand die Forderung
"Einheit von Forschung und Lehre statt der Exzellenzinitiative" auch auf
Professor_innenseite breite Zustimmung. Da die Anträge allerdings erst
sehr kurzfristig eingereicht wurden, sei eine abschließende Diskussion
über die Forderung nicht möglich gewesen, so der einhellige Tenor.

Es wird zur kommenden Sitzung des Akademischen Senats in zwei Wochen eine
neue Vorlage aller Statusgruppen erarbeitet, welche dann Unterstützung
finden soll. "An dieser Stelle zeigt sich, dass eine aktive
Auseinandersetzung mit dem Bildungsstreik 2009 nicht stattgefunden hat",
sagt Silvia Gruß, Vertreterin im Akademischen Senat der HU und
Mitorganisatorin des Streiks. Sie ergänzt: "Wer sich mit uns und unseren
Forderungen für ein demokratisches und soziales Bildungssystem
auseinandersetzen will, braucht nur einen Blick auf unsere Homepage zu
werfen."

Master-Zulassung für alle
Ein weiterer Punkt war der inner-universitäre Übergang vom BA zum MA. In
dieser Forderung der Vollversammlung drückte sich vor allem die Angst der
Studierenden aus, keinen Master-Platz zu bekommen. Lena Müller, Mitglied
im Akademischen Senat: „In der Lehramtsausbildung herrscht ein Verhältnis
von drei BA-Studienplätzen zu einem Masterplatz, HU weit gibt es nur etwa
halb so viele Masterplätze wie Bachelorplätze. Folglich wird nicht jedeR
einen Studienplatz bekommen. Das ist hochproblematisch, weil der BA in den
meisten Fällen nicht berufsqualifizierend ist.
Leider fand sich im akademischen Senat keine Mehrheit für dieses Anliegen.
Lena Müller: „Es ist schade, dass eine der Kernforderungen nicht erfüllt
wurde. Das heißt wir werden weiter Druck machen müssen!“


Das Ergebnis der heutigen Sitzung ist ein wichtiges Signal für unsere
Studierenden. Es macht deutlich, dass es sich lohnt für politische
Veränderung zu kämpfen. Silvia Gruß: „Natürlich sind damit nicht all
unsere (Bildungs-)politischen Forderungen erfüllt. Aber dieser Erfolg
motiviert uns weiter zu kämpfen!“

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  • erstellt:21.04.10, 15:38
  • geändert:09.12.10, 20:32