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Solidarität mit Bengt Rüstemeier

Der Referent_innenRat (gesetzl. AStA) solidarisiert sich mit Bengt Rüstemeier, dem studentischen AS- und Konzilsmitglied, der derzeit massiv von der Boulevard-Presse angegriffen wird. Wir rufen alle Akteur_innen, die in Erwägung ziehen sich einzumischen, dazu auf, ihre Rolle in der Öffentlichkeit zu reflektieren.

Zur Sache: Am vergangenen Wochenende entbrannte ein Shitstorm gegen den 21-jährigen Bengt, wegen verschiedener Kommentare auf Twitter, die als Gewaltaufrufe, Mordfantasien, ja sogar Mordaufrufe tituliert werden. Einer Lektüre dieser Kommentare im Kontext der kommentierten Tweets und der Art und Weise, wie auf Twitter kommuniziert wird oder gar einer Kritik halten diese Aussagen nicht stand. Form und Inhalt der Kommentare sind eindeutig überspitzte Positionierungen oder Provokationen im Stil von sogenannten Bullshit-Posts. Aufgestachelt von einzelnen großen Twitteraccounts, sprangen diverse Boulevardzeitungen auf diesen vermeintlichen Skandal an. Das ging am Montagmorgen soweit, dass einschlägige Boulevardblätter diese Sache zu ihren Titelstorys aufbauschten, inklusive eines Bildes (!) von Bengt veröffentlichen. Aus einem anfänglichen Shitstorm ist damit nicht nur eine Rufmordkampagne, sondern eine öffentliche Kampagne zur Ächtung der Person geworden, mit unabsehbaren Konsequenzen.
Dass es sich um eine derart gezielte Kampagne handelt, wird anhand schadenfroher Tweets schnell deutlich, besucht man die einschlägig beteiligten Accounts. Einzelnen Personen aus dem linken Spektrum soll gezielt der politische und gesellschaftliche Rückhalt entzogen werden, indem ersichtlich überspitze Tweets und Kommentare gezielt missverstanden und in einen vermeintlich bedrohlichen Kontext gerückt werden. Und das, obwohl die beteiligten Accounts selbst wiederholt betont haben, wie wenig ernstzunehmend Bengts Tweets wären. Allein die Gleichsetzung solcher offensichtlich nicht ernstzunehmender Aussagen mit realer Gewalt oder Aufrufen dazu ist im Hinblick auch auf die kommenden Gedenktage eine Relativierung dieser realen Taten und eine Verhöhnung ihrer Opfer, die für jede vernunftbegabte Person unhaltbar sein muss.
Es handelt sich dabei keineswegs um ein unbekanntes Vorgehen der Beteiligten. Das zeigt neben zahlreichen journalistischen und wissenschaftlichen Auseinandersetzungen, ein kürzlich erschienener Artikel in der „Zeit“. Konsequenzen dieses Vorgehens sind häufig reale Bedrohungen aus dem politisch rechten und rechtsradikalen Spektrum, mit tatsächlichen Bedrohungen für Leib und Leben der Zielpersonen.
 
Darum ist es umso wichtiger, dass sich Institutionen und Personen, die in der Öffentlichkeit als seriös gelten, nicht an derartigen Angriffen beteiligen und sich deutlich hinter die Betroffenen stellen. Man muss die getätigten Kommentare weder gutheißen, noch unterstützen. Im Sinne einer verantwortungsvollen und kritischen Auseinandersetzung ist es aber nicht anzuraten, derartigen Kampagnen auf den Leim zu gehen und sich durch mangelnde Quellenkritik an ihnen zu beteiligen oder sie zu verharmlosen.
 
Der Referent_innenRat spricht Bengt Rüstemeier seine volle Unterstützung aus. Wir raten den beteiligten Journalist_innen, sich seriösen Tätigkeiten zuzuwenden, was als ersten Schritt zumindest die Gesamtlektüre und -darstellungen der jeweiligen Tweets beinhalten würde.

Wir fordern insbesondere die Humboldt-Universität auf, sich ihrer Rolle in der Öffentlichkeit und den Konsequenzen bestimmter Aussagen bewusst zu werden.

Wir rufen alle Angehörige der Universität dazu auf, sich uns anzuschließen und ihre Kolleg_innen und Kommiliton_innen vor derartigen Angriffen und etwaigen Konsequenzen in Schutz zu nehmen. Die Solidarität gegenüber den Personen, die Opfer von derartigen Rufmordkampagnen sind, erscheint gerade dann notwendig, wenn die Personen sich für die Form und Inhalte der Äußerungen entschuldigt haben, wie Bengt es bereits am Sonntag tat.
 
Referent_innenRat der Humboldt-Universität zu Berlin (gesetzl. AStA)

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  • erstellt:09.02.21, 12:21
  • geändert:09.02.21, 12:23